Ein heißer Sommertag

Die Sonne brennt gnadenlos. Die ganze Welt wird in eine Aura aus gezwungener Stille, unbarmherzige Hitze und das Gefühl von Schmutz und Staub auf den Lippen gedrückt. Die Felder stehen in ihrer goldenen Bracht und doch lässt die stehende Hitze das Bild der Weizenähren vor den Augen fast zu Unkenntlichkeit verschwimmen. Das Atmen fällt mir schwer. Der Schweiß drängt  mir aus jeder Poren und längst habe ich schon jeden Zentimeter meiner verdreckten Kleidung so durchschwitzt, dass der von mir aufgeworfene Staub nur besser hängen bleibt. Die monotone Arbeit macht mich Müde und willenlos. Ich denke in kurzen einfachen Schritten. Von einem Schaufelstich bis zu dem Aufnehmen des Drecks. Vom Aufnehmen des Drecks bis zum hinausschleudern aus dem rechteckig werdenden Loch. Vom Herausschleudern bis zum nächsten Spatenstich. Ich blicke wieder auf. Über den Feldern fliegt ein einzelner Vogel. Ein schwarzer Fleck mehr nicht und doch weiß ich um seine Freiheit und um seine Einsamkeit. Jeder Stich wird zu einer kleinen Schlacht mit dem vor Hitze starren Boden. Ich muss weitermachen. Die Wahl wurde mir längst genommen. Bilder huschen durch meinen Kopf, dann Kinderlachen und kurz muss ich sogar Grinsen bis der Boden mich beim nächsten Versuch ihn zu bewegen mich wieder zurückholt. Hier inmitten von Feldern in einem Loch. Ich sollte die Arbeit genieße, sage ich zu mir selbst zynischer als ich es mir in einer solchen Situation zutrauen würde. Der schweiß tropft immer wieder auf den Boden und verwandelt kleine Flecken Staub zu winzigen Schlammpfützen. Ich blicke mich um und betrachte die Erde die ich bereits bewegt habe. Stelle fest, dass der Haufen nicht proportional der Größe des Loches entspricht. Das Loch wirkt noch viel zu klein doch der Haufen hinter mir erinnert mich an meinen schmerzenden Rücken und den schwelenden Händen. Längst hat sich die erste Hautschicht in meinen Handflächen gelöst und so brennt jede Bewegung durch den hölzernen Stiel und den Schweiß. So gerne würde ich die Schaufel hinschmeißen und einfach gehen. Auch wenn dieser Ort eine gewisse melancholische Schönheit bietet, die irgendein Maler bestimmt gerne auf Leinwand gebannt hätte, will ich einfach nur noch fort. Die Sonne verbrennt einem den Nacken, fluche ich und doch weiß ich das dies mich Momentan nicht interessieren sollte. Ich sollte jeden Spartenstich genießen, diesmal denke ich das nicht mehr so zynisch sondern mehr mit steigender Verzweiflung in mir. Die Sonne steht mir immer tiefen im Rücken und doch lässt mich die Hitze nicht aus ihren erbärmlichen Bann. Ich drehe mich um. Die Silhouetten der anderen Männer zeichnen sich Schwarz gegen die Sonne neben dem Erdhügel ab. Ich blicken sie fragen an und sie nicken zustimmend ich wühle in meiner Tasche und ziehe eine Zigaretten und ein Feuerzeug hervor. Noch im Loch stehend stecke ich sie mir an. Und Nicke wiederum den Männern zu. Einer hebt die Waffe. Drückt ab und neben den Schweißflecken auf dem Boden in meinem rechteckigen Erdloch entstehen neue aus Blut und Hirnmasse.

Vernunft und Leidenschaft

Es wird nie die Leidenschaft sein, die weise ist
Es wird nie die Vernunft sein, die lieben kann
Es wird nie die Leidenschaft sein, die vorausschaut
Es wird nie die Vernunft sein, die alles riskiert

Es wird nie die Vernunft sein, die Schmerz erfährt
Es wird nie die Vernunft sein, die sich hingibt
Es wird nie die Vernunft sein, die einen Tag vorüberziehen lässt
Es wird nie die Leidenschaft sein, die gesund bleibt

Es wird immer die Leidenschaft sein, die unsterblich bleibt.

Weihnachten ein Kommentar

Schnee fällt wie jedes Jahr, nicht. Die Gleichen teils depressiven und teilwiese lächerlich Ausgeschmückten Jahresrückblicke, die gerade mit der Menge an guten Nachrichten gewürzt wird, dass man nicht an der Melancholie selbst kotzen muss. Die gleichen viel zu heißen Tassen auf dem Weihnachtsmärkten, die so voll sind das man sich unweigerlich die heiße alkoholische Lava sich über die Finger ergießen muss, sodass sich die nett gemusterten Handschuhe in zuerst warme Schwämme, bis sie sich in die Kälte Wüste selbst entwickeln. Die Werbungen die einerseits traditionellen Wert wie Familie, Freundschaft, das freudige Nachhause kommen am Weihnachtsabend suggerieren soll aber in Wirklichkeit nur sicherstellt, dass wir den Verrat der ganzen Idee von Weihnachten, dem reinen Frönen des Konsums weiterhin nachkommen. Und dennoch ist Weihnachten nicht verloren, jedenfalls nicht überall. Jedes Mal wenn uns ein Weihnachtslied gespielt aus reiner Lust am Spielen das Herz erfreut, dass ist Weihnachten. Jedes Mal wenn ein Kind sich mehr Mühe als sonst für ein Bild als Geschenk macht, dass ist Weihnachten, wenn man mit Freunden sich zusammen setzt und die Zeit genießt, Geschichte austauscht und selbst für sich das Jahr reflektiert, dass ist Weihnachten. Wenn man von Märchen Träumt, bei den gleichen alten Weihnachtsfolgen eine Träne verliert, wenn man diesen Geruch von Selbstgebackenen im Haus vernimmt, dass ist Weihnachten.

Vielleicht ist das das besondere an Weihnachten, der wahre Zauber, dass wir es doch noch schaffen noch etwas zu fühlen. Und im Kerzenschein noch dazu fähig sind Gefühle in Form von Umarmungen zu spüren.

Eine neue Generation des Egoismus

Es ist immer einfach eine Generation für den Untergang einer Gesellschaft zu beschuldigen. Das war bei den alten Römern kaum anders, als über die so schrecklich denunzierte Generation Y. Eine Generation, die sich an keinerlei moralischen Umgangsformen halten kann, die keinen Respekt mehr besitzt. Die nur am blöden unangenehme Fragen stellen ist. Doch wer verurteilt uns eigentlich? Die Generation der 68er Bewegungen, die im Gegensatz zu uns zu wirklichen gesellschaftlichen Protesten und Gegenbewegungen fähig war, eine Bewegung die in ihrem Kern friedlich und vernünftig diskutieren konnte und am Rande einige schreckliche Dinge wie die RAF hervorbringen konnte. Aber abgesehen davon waren es die Jahre die für mehr Gleichheit und Frieden demonstriert haben, Weltverbesserer, Träumer, Demonstranten, politische Leitfiguren. Ihre Partizipation im politischen Betrieb bewundernswert. Eine Generation die auch unangenehm war, eine die den schrecklichsten Vorhang der westlichen Welt niederreißen konnten. Sie waren kreativ und egal was sie hervorbrachten, waren sie auch kritisch. Sie demonstrierten, schrien und lebten für Freiheit, freie Liebe und Gleichberechtigung, Abschaffung atomarer Waffen. Nein diese werden uns wohl kaum wegen unserer Unangepasstheit beschimpfen wollen. Wie sehen heutige „große“ Demonstrationen aus? Zu einem kämpfen Tausende gegen den Bau eines neuen Bahnhofs, entladen die Wut auf ein Bauvorhaben, an sich nichts schlechtes, doch welche Perversion ist es das tausende auf die Straße gehen weil sie Angst haben, dass „ihr Steuergeld“ verschwendet wird, sich aber ein kaum sichtbare Protest hegt, wenn tausende Flüchtlinge einfach so sterben. Sich dann nicht dafür einsetzen, dass ihr Steuergeld dafür verwendet wird, Leben zu retten. Uns wurde das Internet gegeben und das einzige was uns interessiert, ist das was vor unserer Haustüre passiert? Deswegen sollten sie uns verurteilen. Ja viele interessieren sich nicht mal mehr für dies und es wäre arrogant mich da auszunehmen. Menschen vor uns haben alternative Idee entwickelt und was entwickeln wir? Melancholisches Selbstmitleid auf unseren Blogs. Eine Plattform der reinen Selbstdarstellung. Dann gibt es Tausende die sich als Patrioten ausgeben und als angebliches Mittel der Verteidigung unserer Demokratie, die Werte dieser einfach abschaffen würden, sich eine Minderheit aussuchen und für sie eine Geschichte der Schuld entwickeln. Diejenigen die dagegen kämpfen werden dann noch als Gutmenschen und Kommunisten abgetan und fertig sind der neue Rechtsextremismus und der neue Nazi. Bewegungen die so egoistisch sind, dass man daran ersticken möchte. Erst dann merken wir, dass wir was tun müssen, einige zum ersten Mal sich positionieren müssen und auch hier Zeit der Egoismus oft wieder seine hässliche Fratze. Am liebsten wäre es uns doch wenn wir noch einen Serienmarathon hingeben könnten, die freie Liebe, die uns von den Generationen davor geschenkt wurde als reine biologische Mechanik auszuführen. Versteht mich nicht falsch es ist gut, dass wir uns ausleben können und dürfen, aber wir sollten unser romantisches Potenzial nicht für dumpfes Ficken aufgeben. Statt Liebesbriefe zu schreiben, froh zu sein eine Romanze haben zu dürfen, lieber auf einer App mit dem Finger nach rechts oder links zu streichen und uns bei einem ungezwungen Nümmerchen zwischen durch abzulenken. Wir vergessen aber nach der Nacht einen Brief mit einem Kussmund zu hinterlassen, schön rot wie der Lippenstift, den man am Hals des/ der Partners/in verbreitet hat, oder ein Brief der nach dem gleichen Aftershave riecht, wie das ganze Bett am nächsten Morgen. Es darf nichts dieser Nacht bleiben, kein Gedanke kein Gefühl, nur eine kurze beschämte Nachricht auf dem Smartphone. Haben wir verlernt uns zu öffnen? Ist es so sehr die Angst verletzt zu werden?  Ich glaube wir passen nicht deswegen ins Bild, weil wir zu rebellisch sind, sondern weil unsere Rebellion zu egoistisch ist. So ist die Intention dieses Textes, doch auch nur ein Versuch mir selbst das Gefühl zu vermitteln etwas Besseres zu sein. Uns selbst zu beweisen das wir anders sind. Wir gehen auf Reisen um schöne Bildern mit Nachhause zu bringen und sie anderen unter die Nase zu halten. Wir sind multikulturell, aber nur dann wenn es unser Ego stärken kann und wir uns „selbst finden“ können. Wir geben vor Kosmopoliten zu sein, gehen aber ab 28 nur noch nach Malle, weil da jeder so prima Deutsch sprechen kann.

Hören wir doch auf vorzugeben etwas zu sein und beginnen es wirklich zu leben. Beginnen zu verbessern, zu fühlen. Sich wieder für die stark zu machen die nicht brüllen können. Werden wir wieder wie die 68er. Werden wir wieder Rebellen nach Gandhi. Hören wir auf egoistische Arschlöcher zu sein. Lasst uns nicht einfach wieder die Neuauflage einer neuen Generation aus komischen Esoterikern, Bonzen und Spießern werden. Wir können uns noch ändern, vielleicht sind wir die letzten die das können.

Schlecht Gereimter Schmerz

Und dieser Schmerz in der Nacht
Wenn die Angst wird Entfacht
Und die Furcht erwacht
sie dir Grausam in die Fresse lacht

Die Bilder blitzen fucking hell
Fahr im Auto gegen die Wand
Lebte ich einfach viel zu schnell
Doch hatte ich das nicht in der Hand

Das Bier ist leer
muss neues holen
Frage mich allzu sehr
Wer hat mir die Freude gestohlen

Die Nacht ist dunkel kalt und tief
Wälze mich unruhig im Bett
Würde gerne behaupten das ich schlief
In den Lacken mit den Flecken aus Fett

Ich schlafe nicht doch wach ich nicht auf
Stell mir vor wie ich der Klippe entgegen
mit immer größere Geschwindigkeit lauf
Um mich dann still in mein Grab zu legen

Doch wenn die Sonne wieder erwacht
Setzte ich mein Normalo Grinsen aufs Gesicht
Sodas niemand sieht das in mir nichts lacht
Und mein Wahnsinn immer weiter ausbricht

Schreibe schlechte einfache Reime
In unbestimmter Weise
Um zu zeigen was ich Fühle
Doch am nächsten Abend kommt wieder die Kühle

Lied an den Frieden

Und wieder fahren tausend Panzer
Und wieder fliegen tausend Raketen
Zwischen Moskau und Washington
Landen bei Blümchen Tapeten

Treffen sich in der Mitte
Und trinken einen Kaffee
Kommen etwas in die Kreide
Berlin weint nur noch ade

Du Land der Dichter und Denker
Warum musstest du in der Mitte liegen
Musst doch immer sterben
Egal welche Seite wird siegen

Was Kann dich retten du Land
Nur Menschen die für dich laufen
Die für dich schreien und kämpfen
Und sich tausend Tauben Kaufen

Wo seid ihr Menschen mit Blumen Im Haar
Und mit hohen bunten Iros in die Luft
Schlaft ihr nur ein tiefen Schlaf
Oder liegt ihr in der ewigen Totengruft

Doch die Nazis brüllen noch immer
Ihre beschissenen Hassparolen
Man möchte fast verzweifelt denken
Die Geschichte muss sich wiederholen

Wäre es nicht schön:

Nicht denken zu müssen
Nicht selbst aktiv zu werden
Einfach mit zu laufen
Nicht gegen den Strom schwimmen
Sich nicht anzustrengen
Andere Leute zu beschuldigen
Meinungen zu vernichten
Nicht Helfen zu müssen
Geld für sich behalten
Schweigen zu können
Wegschauen dürfen
Davon zu gehen
Sich nicht zu interessieren
Den Hass auszuleben
Vorteile zu erhaschen
Wäre es nicht schön?

Nein Feige!

 

Erbe der Menschen

Tausende Gesichter
Tausend schmutzige Nasen
Zweitausend zerschlissene Hände
Und alle wollen frei sein

 
Tausende Tränen
Tausend blutende Wunden
Zweitausend wunde Füße
Und alle wollen frei sein

 

Tausende Verzweifelte
Tausend weinende Trauernde
Zweitausend zerstörte Existenten
Und alle wollen frei sein

 

Zweitausend Gründe
Zweitausendes Mal gescheitert
Eine Frage bleibt
Warum ändern wir Nichts

Eine Rauchen

Eine Zigarette noch. Hole eine aus der wenig ramponierten Schachtel. Das Feuerzeug wird aus der oberen Brusttasche meiner olivfarbenen Jacke geholt. Die Flamme leuchtet auf und zündet den Tabak an. Rauch wirbelt weich in kleinen Wellen, Spiralen und Schnecken in die Luft. Der Geschmack treibt in den Mund, von dort aus in die Lungen. Schnell wird aus der Glut, dank der Oxidierung weiße, graue luftleichte Asche. Dem Impuls des Fingers folgend, fällt sie langsam und sanft in Richtung Boden und verschwindet aus dem Sichtfeld auf dem grauen nassen Untergrund. Es leuchtet wieder, es folgt ein Gefühl des sich in den Adern ausbreitenden Nikotins. Der Geschmack ist rauchig, heiß, bitter. Schnee fällt auf die Schultern, wie die Asche segeln die anderen Flocken zu Boden und bleiben genauso nicht sichtbar, sondern verschwinden, werden unsichtbar. Ruhe, Frieden, Freiheit, Kälte außen, Hitze innen. Nichts ist beständig hier, alles fällt zu Boden und wird unsichtbar. Ich stehe da. Ich bin passiv.

Dritter Advent

Eine warme Tasse Tee steht vor mir auf dem schön dekorierten Esszimmertisch. Ein klassischer Adventskranz steht gehört zu dem Dekor mit roten Kerzen darauf. Seine Nadeln haben immer noch diesen Geruch nach erdig süßem Harz und Wald. Drei Kerzen scheinen mir ins Gesicht, drei Kerzen die mich daran erinnern, dass die festliche Stimmung die mich seit einiger Zeit bereitet nicht unbegründet ist, aber auch drei Kerzen die mich darauf hinweisen was ich in einer Woche noch alles zu tun habe. Termin planen, Absprachen mit Familie und Freunde halten, durch überfüllte Straßen Läden und Einkaufsläden zu machen, die letzten Geschenke noch zu besorgen und auf die eine oder andere Eingebung in dieser Beziehung zu hoffen. Das diese oft auch vergeblich auf sich warten lässt ist mit selbst auch bewusst. Das perfekte Geschenk was ist das? Etwas was man braucht, etwas was man gerne hätte sich aber nicht kaufen will, etwas Teures, etwas Selbstgemachtes oder gar nichts? Etwas Traditionelles, etwas zum Genießen, etwas zum Gebrauchen, etwas zum Verbrauchen, etwas zum Anschauen, etwas zum Anhören, zum Lesen, zum drin Baden, Drin Fahren, Spielen, Reisen, Lernen… So groß die Auswahl doch ist und wie klein die Anzahl der perfekten Geschenken. Wenn es so schwer ist, warum tun wir es dann überhaupt? Weil es Weihnachten ist und weil wir es mögen Menschen eine Freude zu machen. Das perfekte Geschenk ist also einfach alles was einem Freude macht. Sie kommt herein. Ihr grinsen verzaubert mich. „Was schaust du so nachdenklich?“ Ihre wunderschönen Augen blicken fragend mich an. Kurz überlege ich, dann beschließe ich sie nicht einzuweihen. „Ach ist eigentlich Egal“. Nachdem sie mir noch einige Plätzchen angeboten, diese mir dann auf einem schön gestalteten Teller serviert und mir noch etwas Tee anbietet frägt sie etwas beschämt: „Wünschst du dir noch irgendetwas zu Weihnachten, hab kaum was…“ Ich nehme sie fest in dem Arm beginne zu grinsen, ihr feiner einzigartiger Duft steigt mir leicht wie frischer Nebel am Morgen in die Nase. Über beide Ohren grinsend antworte ich: „Nein“ blicke auf seufze erleichtert und richte meine Blick nach oben „Das tollste Geschenk habe ich schon…Danke!“