Reden ist Silber, Betroffenheit ist Gold

Ich steige in die Tram wie so oft
Doch da wartet er traurig schon
Ein Mann der an Nichts mehr hofft
außer Einsamkeit als sein Lebenslohn

Die Mütze auf dem Haupt ziert
Das Symbol von billigen Fussel
Ich spüre einen leichten Grusel
Der Ironie die mich einfriert

Die Flasche immer in Sicht
Zeigt er auf Häuser und Spricht
von Vergangenen Zukunfts Licht
und fügt traurig an „Ich bin zu dicht“

Das Abteil riecht nach seinem Schweiß
Und ich frage mich ob er eigentlich weiß
Dass ihm hier keiner zuhören Will
Peinliche Betroffenheit macht Sie Still

Er steigt aus, redet weiter ohne Vernunft
hinaus mit ihm zum schwankenden Lebenslauf
Alle atmen schweigend vor sich auf
Getroffen im Blick auf Ihre Zukunft

Weißes Blatt der Ruhe

Die Ruhe, die Abwesenheit aller Geräusche, ist reinigen wie kühle klare und trockene Luft. Sie ist der Grundstock auf dem Alles beruht. Ohne Stille als Fundament gäbe es keine Musik, keinen Kontrast kein Blatt Papier, dass man mit den Farben der Tonarten und der Sprache der Tonfolgen beschreiben und bemalen könnten. Stille ist kein Luxus wenn man aufwächst, wo die Menschen nicht reichlich und in ihrer Seltenheit auch nicht laut sind, sobald man aber in diese Moloche der Menschlichen Baukunst und Stapelkunst Menschlicher Existenzen zieht, wird es zum großen Gut. Immer ja wirklich immer hört man die anliegende Straße, die aus irgendeinen Grund unheimlich wichtig zu sein scheint für die Menschen in den betreffenden Autos. Morgens beim ersten Tee des Tages hört man das vorbeizischen der Wagen, wie Abends beim letzten Whisky vor dem schlafen gehen. Egal ob man ein Buch lesen möchte in Ruhe ein Fotografie betrachten will, immer hört man etwas ein dumpfes Zischen, die sich wie ein ständiger schmutziger grauer Schatten auf die weiße Leinwand der Stille sich legt.

Zu dieser kommt die schrecklich grellen Farben der Nachbarin die im neben Haus, so glaube ich nur darauf wartet, dass jemand das Fenster kippt, um einen Monolog von solcher Lautstärke zu führen, dass es hierfür nur zwei Erklärungen zu geben scheint. Entweder telefoniert sie mit einem sehr schwer hörigen Mensch oder ihre Reden, die in den Wortfetzen die man versteht schon sehr wirr sind an die Nachbarn gerichtet und ein Ausdruck aufkommenden Wahnsinns. Was ich ihr nicht übel nehmen kann, vielleicht ist es die fehlenden Stille die ihr zu schaffen macht, diese dann aber auch nachträglich für andere Menschen zu stören finde ich schon ganz schön gemein. Andere Geräusche sind nun wirklich nicht häufig und nicht störend ab und zu eine Sirene, Kinderlachen, oder ein bellender Hund.

Den Monologen der Nachbarin zu entkommen ist relativ einfach. Dem Lärm der Monster auf vier Rädern und der Straßen in denen sie sich Naturgemäß aufhalten zu entkommen ist ein Gewaltakt, der auch von Glück begleitet werden muss. So gibt es nach einer halben Stunde Fahrt auf dem Fahrrad einen Weg der bei guten Wind auf zweihundert Meter Ruhe bietet. Wenn der Wind aber dreht das brummen der Autobahn aus der anderen Richtung oder der Lärm der Stadt immer noch zu hören ist.

Ich sehe meine Zukunft schon vor mir dieser Moloch macht mich zu der Lärmenden Objekt, wie die Nachbarin, werden ich dann ein Teil der Krankheit, ein neuer Träger und muss andere Leute stören um mich selbst des schwarzen Sudes zu entledigen, der meine Sinne belastet. Halb wahnsinnig, aber ganz vereinsamt in einer Wohnung lärmend um des Lärmes wegen, welch goldige Zeiten da auf mich und den armen Menschen um mich herum zu kommen, vielleicht schreibt von diesen jemand einen Text, der diesem ganz ähnlich ist und der Lärm macht eine neue Runde.

Was ist eigentlich wieder los?

Beim Aufstehen fallen wir gleich wieder zurück
denn durch Hass Schmerz aus dem Radiowecker
Werden wir gleich aus den Träumen in die Welt gedrückt
Da helfen auch keine Brötchen mehr vom Bäcker

Der Kaffee schmeckt fade wenn über die Oberfläche
Des sehr dunklen weckenden Suchtgetränks
Sich schon die Üble teure menschliche Zeche
dreist direkt in meine müden Blicke drängt

Der Regen der gegen die Scheibe leise kracht
ist mein kleinstes Sorgen an einem solchen Tag
wenn mir wieder klar wird das diese eintönige Macht
dieser Welt mir alles Stimmung versauen mag

Schon wieder so ein Tag
schon wieder so ne Stimmung
Das man liegen bleiben mag
Im Traum ohne dumme Gesinnung

Dieser Abend

Ein letzter Kuss, eine eilige Verabschiedung und der Hinweis, dass man jetzt sonst zu der Weihnachtsfeier zu spät kommen würde und ich bin allein in der Wohnung. Vorerst denn habe ja gestern schon ausgemacht mich mit einer Freundin in der Stadt zu treffen und mit einer Gruppe ihr bekannter Menschen zu trinken. Zwar habe ich den ganzen Tag über schon leichte Kopfschmerzen aber auch die halte mich nun nicht auf, mich auf die Voraussicht auf kühles Bier, ein paar Shot, lustige Gespräche und die eine Zigarette in der kalten Dezemberluft zu freuen. Ich hol mein Handy hervor und schreib ihr eine Nachricht, ich muss noch wissen wann und wo. Erst muss ihre Mitbewohnerin nach Hause kommen und sich dann dort mit der Gruppe treffen. Ein paar Nachrichten später weißt sie mich darauf hin, sie sei relativ müde und habe jetzt doch nicht mehr so die Lust. Meine Reaktion fällt kurz aus und mit der zentralen Information, dass ich mich schon darauf freue, woraufhin sie ihre Entscheidung auf die Ankunft ihrer WG Partnerin datiert. Zwar ist meine Meinung nicht versaut aber etwas gedämpft, sie hat in letzter Zeit öfters mir und den gemeinsamen Freunden bei ähnlichen Plänen abgesagt. Also setzte ich mich mache den einen Stern der die gesamte Weihnachtsdekoration in der Wohnung darstellt und an dem Fenster des Wohnzimmers hängt an und höre etwas der Musik zu die ich nun digital „auflege“. Auch die sanften Melodien verbessern nicht, auch wenn ich diese Playlist auf Basis dieses Zustandes ausgewählt habe, meine Kopfschmerzen. Kurz spiele ich mit dem Gedanken eine Kopfschmerztablette zu nehmen, doch schnell verwerfe ich ihn an den Gedanken an den bevorstehenden Alkoholkonsum. Ich beginne das Buch zu lesen, dass ich gestern begonnen habe mir aber nicht besonders gefällt, auch wenn es zu jenem Begriff der ekelhaft kulturelitären Weltliteratur zählen soll. Das Lesen und die Melodien lenken mich eine Weile ab und doch stellen sich die nicht besonders Starke aber nervig doch immer vorhandenen Kopfschmerzen sich bald wieder egoistisch in den Fokus meiner Aufmerksamkeit. Ich hoffe das ein Tee es richten wird und gerade als ich die Schachtel voll Teebeutel aus dem alten weißen Sperrholz Hängeschrank hole vibriert mein Handy in der Tasche, eine andere Freundin bedankt sich für das schon nicht persönlich überreichte Weihnachtsgeschenk. Ich erkenne eine Vergrößerung meiner Chance und frage in einer schlecht gespielten Humor Art ob sie sich mit mir in einer Bar treffen will, sie verneint, da sie einen Gast hat. So schreibe ich also der Person das ursprünglich geplante Treffen, sie bestätigt die Anwesenheit der Mitbewohnerin und sagt, dass sie sich alle noch nicht sicher sind. Wieder setzte ich mich unter den Stuhl und lese weiter, bis wieder mit einem Vibrieren in der Hosentasche die endgültige Absage mir mitgeteilt wird, zwar geht die Gruppe ihrer Freundinnen, sie aber ist zu erschöpft. Ich kenne diese Gruppe nicht und so bin ich also verdammt den Rest des Abends hier zu bleibe. Ich habe nichts gegen das allein sein, oft genieße ich dies sogar sehr, aber heute ist einer der Nächte in der man ausgeht und sich betrinkt. Ich vertiefe mich wieder in meinem Buch, passenderweise ist der Protagonist alleine in New York und möchte auch irgendwie in Kontakt mit Personen passen. Du schrecklich grausame Ironie. Es kommt mir aber mit dieser Ähnlichkeit auch die Idee für diesen Text, einem Text, der sich von meinen bisherigen doch in ihrer Entstehung tief unterscheidet. „Ideenschwanger“ hole ich mir die Zigaretten, die mir eigentlich für den Nachhauseweg bestimmt war. Die eben erst wieder ordentlich schließbar gepfuschte Balkontür lässt sich nur schwer öffnen. Ich fröstle etwas als ich mir den Glimmstängel anstecke und über diesen Text nachdenken, einige Sätze die hier stehen vorformuliere und mir auch schon das Ende einfallen lasse. Eilig fertig geraucht und immer noch fröstelnd gehe ich wieder rein und will nun eine Kopfschmerztablette einschmeißen wovon ich mich auch nun nicht mehr abbringen lasse. Ich starte meinen kleinen PC und schreibe den vorliegenden Text bist der letzte Satz kommt. Denn nach diesem setzte ich nun mit einer illusionierten Bedeutung den letzten Punkt.

Eine Rauchen

Eine Zigarette noch. Hole eine aus der wenig ramponierten Schachtel. Das Feuerzeug wird aus der oberen Brusttasche meiner olivfarbenen Jacke geholt. Die Flamme leuchtet auf und zündet den Tabak an. Rauch wirbelt weich in kleinen Wellen, Spiralen und Schnecken in die Luft. Der Geschmack treibt in den Mund, von dort aus in die Lungen. Schnell wird aus der Glut, dank der Oxidierung weiße, graue luftleichte Asche. Dem Impuls des Fingers folgend, fällt sie langsam und sanft in Richtung Boden und verschwindet aus dem Sichtfeld auf dem grauen nassen Untergrund. Es leuchtet wieder, es folgt ein Gefühl des sich in den Adern ausbreitenden Nikotins. Der Geschmack ist rauchig, heiß, bitter. Schnee fällt auf die Schultern, wie die Asche segeln die anderen Flocken zu Boden und bleiben genauso nicht sichtbar, sondern verschwinden, werden unsichtbar. Ruhe, Frieden, Freiheit, Kälte außen, Hitze innen. Nichts ist beständig hier, alles fällt zu Boden und wird unsichtbar. Ich stehe da. Ich bin passiv.